DIHK, Mitteilung vom 15.06.2017

Mehr als jedes zweite Unternehmen sieht in der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage seine wirtschaftliche Entwicklung durch den Mangel an Fachkräften gefährdet. Fachkräfte aus EU- und Drittstaaten mit vergleichbaren Abschlüssen und Qualifikationen können hier eine Chance für die Wirtschaft sein.

Berufsabschlüsse aus dem Ausland erkennen und nutzen
Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse hilft, qualifizierte Fachkräfte international zu rekrutieren. Sie gibt Unternehmen die nötige Transparenz und Klarheit über Abschlüsse und Kompetenzen. Die IHK FOSA (Foreign Skills Approval) organisiert zentral für 76 IHKs das anspruchsvolle Verfahren für Berufsabschlüsse aus dem IHK-Bereich. Seit Inkrafttreten des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes vor fünf Jahren erhielten rund 12.000 Fachkräfte aus Industrie, Handel und Dienstleistungen einen beruflichen Nachweis für den deutschen Arbeitsmarkt. Die IHKs informierten allein im letzten Jahr fast 5.000 Mal Fachkräfte und Unternehmen über eine Anerkennung und die damit verbundenen positiven Möglichkeiten.
Interesse an Anerkennung steigt weiter

Bisher beantragten Interessierte aus 139 Ländern – vor allem aus Polen, Russland, der Türkei und Syrien – eine Anerkennung in rund 159 verschiedenen Referenzberufen bei der IHK FOSA. Die häufigsten Berufsgruppen sind hier kaufmännische Berufe (36 %), gefolgt von Berufen aus dem Elektro- und Metallbereich (24 % und 17 %), bei denen hierzulande zum Teil große Personalengpässe bestehen. Für Geflüchtete, die einen Berufsabschluss haben, aber keine vollständigen Dokumente vorlegen können, besteht die Möglichkeit, eine Qualifikationsanalyse (§14 BQFG) zu absolvieren. Fachexperten beurteilen in diesen Fällen die beruflichen Handlungskompetenzen – zum Beispiel durch Fachgespräche oder Arbeitsproben.

Als Instrument der Fachkräftesicherung verankern
In dem komplexen Anerkennungsverfahren ist die Kommunikation der wichtigsten Akteure entscheidend. Betriebe brauchen Übersichtlichkeit, Verständlichkeit und klare Ansprechpartner. Hier setzt das vom DIHK und ZDH initiierte und vom Bundesbildungsministerium geförderte Projekt „Unternehmen Berufsanerkennung“ an. Es zielt darauf ab, den betrieblichen Nutzen einer Anerkennung aufzuzeigen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen werden für die Möglichkeiten und Chancen für die Personalgewinnung und -bindung sensibilisiert. Beratungs- und Unterstützungsangebote sollten die berufliche Anerkennung künftig noch stärker mit Aktivitäten der Fachkräftesicherung verknüpfen, um dem Geschäftsrisiko „Fachkräftemangel“ wirksam zu begegnen.

Transparente Strukturen für einen vernetzten Austausch nötig
Um ihren Fachkräftebedarf decken zu können, setzen Unternehmen schon heute auf qualifizierte Zuwanderung. Das Anerkennungsgesetz befördert dies, jeder zehnte Antrag kommt aus dem Ausland. Ein zügiger Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt gelingt nur dann, wenn – zugeschnitten auf die konkreten Bedürfnisse der Unternehmen und ihrer potenziellen Mitarbeiter – die Chancen einer Berufsanerkennung und relevanter Zuwanderungsfragen frühzeitig ausgelotet werden. In dem DIHK-Projekt „ProRecognition“ beraten Fachleute in acht Deutschen Auslandshandelskammern u. a. zu allen Fragen der Anerkennung. Vernetzt arbeitende Beratungs- und zuständige Stellen im In- und Ausland sind dabei eine wichtige Voraussetzung, um die Fachkräfte zügig in die Unternehmen zu integrieren. Insgesamt bietet Deutschland attraktive Voraussetzungen für Fachkräfte ausländischer Herkunft. Die Möglichkeiten mit einer guten Qualifikation und einer entsprechenden Anerkennung in vielen Mangelberufen in Deutschland arbeiten zu können, sollten Politik und Wirtschaft in Zukunft deshalb noch besser und offensiver kommunizieren.

Quelle: DIHK