KfW, Pressemitteilung vom 05.07.2017

Erwartungen und insbesondere Lageurteile der Mittelständler verbessern sich kräftig
Großunternehmen geringfügig weniger optimistisch
Euphorische Stimmung überzeichnet – gleichwohl gute – Konjunktur

Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland steigt im Juni markant um 4,8 Zähler – das entspricht knapp dem Zweieinhalbfachen einer üblichen Monatsveränderung – auf jetzt 28,0 Saldenpunkte. Damit schwingt es sich im Juni zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Monaten in neue gesamtdeutsche Rekordhöhen.

Die anziehende Weltkonjunktur sowie das verblasste politische Risiko in Europa nach der Frankreichwahl lassen die Geschäftserwartungen der Firmen um 3,4 Zähler auf 14,4 Saldenpunkte steigen. Dieser Schub an Optimismus ist insofern erstaunlich, als der Anker der Erwartungsbildung – die Beurteilung der Geschäftslage – gleichzeitig einen Riesensprung um 6,2 Zähler auf das nie zuvor erreichte Niveau von 41,8 Saldenpunkten macht. Ein wachsender Anteil von Firmen erwartet demnach, dass sich die gegenwärtige Topsituation noch weiter verbessern wird. Das spricht einerseits für große Zuversicht. Andererseits wächst damit aber auch die Gefahr von Enttäuschungen, sollte die tatsächliche Entwicklung hinter diesen hochfliegenden Erwartungen zurückbleiben.

Die Großunternehmen präsentieren sich im Juni ebenfalls in glänzender Stimmung. Der Vormonatszuwachs des Geschäftsklimas fällt allerdings mit 1,6 Zählern auf 24,4 Saldenpunkte deutlich moderater aus als im Mittelstand. Grund hierfür ist ein etwas weniger euphorischer Blick in die Zukunft. Während die Lageurteile spürbar anziehen (+3,6 Zähler auf 38,1 Saldenpunkte), geben die Geschäftserwartungen der großen Firmen geringfügig nach (-0,4 Zähler auf 11,0 Saldenpunkte). „Dieser Rückgang mag Ausdruck der fortbestehenden Unwägbarkeiten im Verhältnis zu den USA und Großbritannien sein“, so Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „Diese dürften noch geraume Zeit weiter schwelen und vor allem den großen Exportunternehmen besondere Sorgen machen.“

Der Blick in die einzelnen Wirtschaftsbereiche unterstreicht die gute Verfassung der Konjunktur. So sprechen die deutlichen Klimaverbesserungen beim Einzel- und Großhandel für eine fortgesetzt lebhafte Binnennachfrage, die weiter auf den privaten Konsum setzen kann. Mit einem äußerst selten gesehenen Vormonatszuwachs seines Geschäftsklimas von 12,1 Zählern – auf jetzt 32,9 Saldenpunkte – sticht der mittelständische Großhandel dabei besonders heraus. Auch der Bauboom in Deutschland dürfte so schnell nicht enden, wie die durchweg exzellente Stimmung der Baufirmen zeigt. Ein recht kräftiger Klimazuwachs beim industriellen Mittelstand (+4,1 Zähler auf 25,9 Saldenpunkte) und ein eher moderater auf Seiten der Großindustrie (+0,7 Zähler auf 25,1 Saldenpunkte) runden das positive Branchenbild ab.

„Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist durchweg spitze, keine Branche fällt heraus“, sagt Zeuner. „Das zeigt, dass der Aufschwung auf einem breiten Fundament ruht.“ Die harten monatlichen Konjunkturindikatoren wie Industrieproduktion, Auftragseingänge und Exporte können bislang jedoch nicht mit Topergebnissen glänzen. Grund für diese Diskrepanz dürfte das im Winterhalbjahr trotz drohender Destabilisierung der Eurozone bereits recht positiv bewertete Geschäftsklima sein. Inzwischen haben sich die wirtschaftspolitischen Risiken erheblich zurückgebildet, was die Unternehmen augenscheinlich zu einer noch besseren Bewertung motiviert. „Alles in allem gehen wir davon aus, dass das BIP-Quartalswachstum im Frühling in etwa so stark gewesen sein dürfte wie im ersten Vierteljahr (+0,6 %)“, so Zeuner.

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Quelle: KFW