ifo Institut, Pressemitteilung vom 27.07.2017

Der starke Anstieg des deutschen Leistungsbilanz-Überschusses beruht auf einem Preisrückgang importierter Waren und Dienstleistungen. Gleichzeitig blieben die Preise der Exportwaren weitgehend unverändert. Das haben neue Berechnungen des ifo Instituts ergeben.

„Dieser Preiseffekt hat in den Jahren 2013 bis 2016 den Überschuss um 2,1 Prozentpunkte der Jahreswirtschaftsleistung steigen lassen“, sagt Prof. Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo Konjunkturforschung. Den größten Anteil daran hatte der Rückgang der Preise für Öl und Gas mit einem Beitrag von 1,4 Prozentpunkten. Im Sommer 2015 hatte der Überschuss sein Allzeithoch von 9,3 Prozent an der Wirtschaftsleistung erreicht. Mittlerweile ist er wieder zurückgegangen auf gut 8 Prozent. „Falls die Preise für Öl und Gas wegen der Beschleunigung der Weltkonjunktur wieder anziehen sollten, wird sich der Preiseffekt umkehren und der Leistungsbilanzsaldo wieder dem 6-Prozent-Wert nähern, den die EU-Kommission gerade noch für verträglich hält.“

„Auch das Verhalten der privaten Haushalte und Unternehmen legt nahe, dass die Phase niedriger Energiepreise nur als zeitweilig erachtet wird“, ergänzte Wollmershäuser. Ein Großteil der Kaufkraftgewinne wurde nicht verausgabt. So stieg die Sparquote der privaten Haushalte von 9,0 Prozent 2013 auf 9,7 Prozent des verfügbaren Einkommens im vergangenen Jahr; gleichzeitig nahm der Finanzierungsüberschuss der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften um ebenfalls 0,7 Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung zu.

„Natürlich ist die vorgelegte Berechnung der Preiseffekte rein mechanisch und lässt die Auswirkungen der gesunkenen Preise für Öl und Gas auf ihre nachgefragte Menge und auf die verfügbaren Einkommen von Haushalten und Unternehmen außer Betracht“, sagt Wollmershäuser weiter. „So spricht vieles dafür, dass die Menge der Energie-Importe als auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und damit die Wirtschaftsleistung angeregt wurden. Beides dürfte den Anstieg der Leistungsbilanz abgemildert haben, sodass der Netto-Effekt wohl etwas kleiner als die hier berechneten 1,4 Prozentpunkte ausfallen dürfte.“

Quelle: ifo Institut