DIHK, Mitteilung vom 13.07.2017

Immer weniger Menschen in Deutschland wagen es, ein Unternehmen zu gründen – und das, trotz vieler Förderprogramme und Start-up-Kampagnen. Auch der internationale Vergleich zeigt, dass Deutschland hier eher Mittelmaß ist. Immerhin berichten die Industrie- und Handelskammern (IHKs), dass Gründer immer besser vorbereitet sind. Weniger Bürokratie bei der Gründung und der Ausbau der digitalen Infrastruktur sind ein Gebot der Stunde.

Gründungsinteresse auf neuem Tiefstand

Laut aktuellem DIHK-Gründerreport haben die IHKs im Jahr 2016 erstmals weniger als 200.000 Gründungsgespräche geführt. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von rund sieben Prozent und der Tiefstand seit der ersten Umfrage vor 15 Jahren. Allerdings muss dieser negative Befund vorsichtig interpretiert werden. Denn die niedrige Zahl der Gründungen ist auch ein Spiegelbild der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes. Immer weniger Menschen machen sich aus Mangel an Alternativen selbständig. Zudem wirkt sich die Demografie aus, weil die besonders gründungsaffine Alterskohorte der 25- bis 45-Jährigen schrumpft. Unabhängig davon gilt: Bereits seit Jahren mangelt es in Deutschland an Unternehmergeist. In einer internationalen Vergleichsstudie zeigte der DIHK, dass etwa in Großbritannien oder Israel mehr Erwerbstätige den „Unternehmer“ als erstrebenswerten Karriereschritt ansehen. Hierzulande kommen 4,4 Gründer auf 1.000 Erwerbsfähige. In Großbritannien sind es mit 8,3 fast doppelt so viele, in Israel sind es sogar 11,6. Bei den meisten Gründern dominiert hierzulande das Motiv „unternehmerische Berufung“. Damit korreliert, dass ein leicht wachsender Anteil von wachstumsorientierten Start-ups mit guter Vorbereitung an den Start geht. Positiv stimmt auch, dass die IHK-Gründertage einen wachsenden Zuspruch erfahren: 2016 besuchten 31 Prozent mehr Personen diese Veranstaltungen als im Jahr zuvor. Doch gehen viele Interessenten nach dem ersten „Hereinschnuppern“ dann doch nicht den nächsten Schritt.

Nachfrage von Flüchtlingen: Ein Anfang ist gemacht

Im letzten Jahr haben sich auch rund 700 Geflüchtete bei den IHKs zur Selbstständigkeit informiert. Das ist zwar eine noch kleine Zahl, aber ein Anfang. Erste Gründungen gibt es im Handel, in der Gastronomie und vereinzelt auch in der IT-Branche. Neben schwieriger Finanzierung sehen die IHKs vor allem Rechtsunsicherheit und mangelnde Deutschkenntnisse als Starthürden.

Rasch Klarheit über Aufenthaltsstatus schaffen

Für Flüchtlinge ist es von elementarer Bedeutung, dass die Ausländerbehörden rasch für Klarheit über Art und Dauer des Aufenthaltes sorgen. Dann können sich die Geflüchteten viel besser auf ihr Gründungsvorhaben konzentrieren. Bei der Vermittlung von Sprachkenntnissen sollten auch spezielle Module für Selbständige eine Rolle spielen, die dabei helfen, in verhandlungssicherem Deutsch mit Geschäfts- und Finanzierungspartnern in Kontakt zu treten.

One-Stop-Shops statt „Behördenmarathon“

Ein Schlüssel zu mehr Gründungen ist spürbarer Bürokratieabbau. In nahezu jedem Beratungsgespräch berichten Gründer von komplizierten Regulierungen, Meldepflichten und aufwendigen Formularen. Gerade innovative Start-ups wollen One-Stop-Shops statt „Behördenmarathon“. Eine Gründung sollte dann – inklusive aller Genehmigungen – binnen eines Monats möglich sein.

Digitale Infrastruktur ausbauen

Eine flächendeckende Glasfaser- und moderne Mobilfunk-Infrastruktur ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass innovative Start-ups gute Startvoraussetzungen finden. Gerade innovationsorientierte Start-ups nennen in den Beratungsgesprächen häufig Defizite bei der Verfügbarkeit schneller Internet-Verbindungen. Politisches Ziel bis 2025 sollte die flächendeckende Versorgung – auch des ländlichen Raums – mit Glasfaser-Infrastruktur bis ins Haus sein.

Quelle: DIHK