BMWi, Pressemitteilung vom 11.05.2017

  • Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal kräftig um 0,6 Prozent gewachsen.
  • Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat hierzu beigetragen. Vor allem im Baugewerbe, aber auch in der Industrie wurde die Erzeugung verstärkt ausgeweitet. Das Geschäftsklima ist ausgezeichnet.
  • Der Beschäftigungsaufbau setzt sich dynamisch fort. In nahezu allen Wirtschaftsbereichen entstehen derzeit zusätzliche Stellen.
  • Die Preisentwicklung hat sich spürbar beschleunigt. Die privaten und staatlichen Konsumausgaben nehmen dennoch auch real spürbar weiter zu.

Die deutsche Wirtschaft ist gut in das laufende Jahr gestartet. Die Konjunktur hat im ersten Quartal unterstützt durch Sondereffekte sogar etwas angezogen. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt beschleunigt um 0,6 Prozent, nach einem Anstieg um 0,4 Prozent im Jahresschlussquartal 2016. Dies wird auch durch die gute Entwicklung der Beschäftigung widergespiegelt. Dazu dürften neben dem Baugewerbe und der Industrie erneut nahezu alle Dienstleistungsbereiche beigetragen haben. Die Impulse von der Nachfrageseite kamen im ersten Quartal aus dem In- und Ausland. Neben den privaten und staatlichen Konsumausgaben und den Bauinvestitionen haben nach drei Quartalen auch die Investitionen in Ausrüstungen wieder kräftig zugenommen. Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft dürfte sich in den kommenden Monaten mit solidem Tempo fortsetzen. Hierfür sprechen auch die einschlägigen Indikatoren, die sich allesamt auf hohem Niveau befinden.

Die Weltwirtschaft befindet sich insgesamt in einer Phase leichter Belebung. Das Wachstum im ersten Quartal ist allerdings eher enttäuschend ausgefallen. So blieb der Anstieg der Wirtschaftsleistung in den Vereinigten Staaten im ersten Quartal 2017 ebenso hinter den Erwartungen zurück wie der im Vereinigten Königreich. Im Euroraum scheint sich die Wirtschaftsentwicklung in etwa mit dem Vorjahrestempo fortzusetzen. In Japan hat sich die Konjunktur etwas stabilisiert und dürfte moderat aufwärtsgerichtet bleiben. In den Schwellenländern ist die konjunkturelle Lage heterogen. China und Indien verzeichnen wieder ein gleichmäßigeres und hohes Wachstum. Mit den anziehenden Rohstoffpreisen hat Russland seine Rezession überwunden und etwas verzögert wird dies wohl auch Brasilien gelingen. Insgesamt wird daher das Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2017 höher ausfallen als im Vorjahr. Der IWF etwa erwartet in seiner Prognose vom April ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,5 Prozent für das laufende Jahr, nach 3,1 Prozent im vergangenen Jahr.

In einem nach wie vor durchwachsenen globalen Umfeld wurden nach der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank im März 2017 in jeweiligen Preisen saisonbereinigt etwas weniger Waren und Dienstleistungen exportiert (-0,7 Prozent) und deutlich mehr importiert (+2,9 Prozent) als im Februar. Im gesamten ersten Quartal haben in jeweiligen Preisen sowohl die Ausfuhren (+2,9 Prozent) als auch die Einfuhren (+2,2 Prozent) kräftig zugelegt. Dies ist aber zu einem guten Teil auf den beschleunigten Preisanstieg der Außenhandelsgüter zurückzuführen. Dadurch fällt das Wachstum insbesondere der Importe bei preisbereinigter Betrachtung sehr viel bescheidener aus. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die nationalen Indikatoren zur Außenwirtschaft deuten auf eine moderate Expansion der deutschen Ausfuhren hin.

Das Produzierende Gewerbe produzierte im März (-0,4 Prozent) etwas weniger als im Februar, nach zwei Monaten mit deutlichen Aufwüchsen. Dies war auf die Industrieproduktion (-0,5 Prozent) und hier insbesondere auf die Investitionsgüter (-1,2 Prozent) zurückzuführen. Die Bauproduktion (+1,5 Prozent) stieg im März dagegen erneut an. Im gesamten ersten Quartal 2017 erhöhte sich daher die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe gegenüber dem Vorquartal kräftig um 1,4 Prozent. Die Industrieproduktion nahm um 1,1 Prozent und die Bauproduktion um 4,7 Prozent zu. Die Dynamik im Bereich der Industrie dürfte dabei leicht überzeichnet sein, da aufgrund der Lage der Weihnachtsfeiertage ein Teil der Produktion erst im neuen Jahr erfolgte. Beim Bauhauptgewerbe hat wohl auch die übliche Aktualisierung des Berichtskreises eine Rolle gespielt. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe nahmen im März mit +1,0 Prozent nach einem kräftigen Anstieg im Februar moderat zu. Im ersten Quartal fielen die Auftragseingänge zwar insgesamt etwas niedriger aus (-1,0 Prozent). Das Jahresschlussquartal des Vorjahres ist mit seinem Anstieg der Bestellungen (+4,3 Prozent) und umfangreichen Großaufträgen aber auch eine hohe Messlatte. Daher deuten die Auftragseingänge, das ausgezeichnete Geschäftsklima sowie die Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe auf eine weiter aufwärtsgerichtete Industriekonjunktur hin. Im Baugewerbe sollte sich angesichts der guten Rahmenbedingungen, der Auftragssituation und des guten Geschäftsklimas die dynamische Konjunktur ebenfalls fortsetzen.

Der private Konsum bleibt trotz der Normalisierung bei den Verbraucherpreisen weiterhin sehr robust. Im März bewegten sich die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) in etwa auf dem hohen Niveau des Vormonats. Insgesamt fiel das erste Quartal damit weniger schwungvoll aus als die zweite Jahreshälfte 2016. Die Umsätze im Kfz-Handel haben dagegen an Dynamik gewonnen. Im Februar kletterten diese um 3,1 Prozent auf einen neuen Höchststand. Sowohl die Stimmung unter den Verbrauchern als auch das Geschäftsklima unter den Einzelhändlern haben sich zuletzt verbessert.

Am Arbeitsmarkt setzte sich die positive Gesamtentwicklung fort. Die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahmen weiter kräftig zu. Im März erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im Inland saisonbereinigt um 42.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen waren über 43,8 Millionen Personen und damit 1,5 Prozent mehr als vor einem Jahr erwerbstätig. Noch deutlicher nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu. Im Februar wurde der Vorjahresstand um 2,3 Prozent überschritten. Die verbesserten Frühindikatoren deuten weiterhin auf eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften hin. Die Arbeitslosigkeit sank im April saisonbereinigt um 15.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen ging die Arbeitslosigkeit auf 2,57 Millionen Personen zurück. Vor einem Jahr wurden im April noch 175.000 Arbeitslose mehr ausgewiesen. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit dürfte den Frühindikatoren zufolge in den nächsten drei Monaten weiter leicht zurückgehen.

Quelle: BMWi